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Beitrag von Susanna Torri zur Gedenkfeier von Ursula Knecht 8.8.2021


Ich erlebte Ursula als offene, bescheidene, natürliche Persönlichkeit, die dankbar war für

jeden Einsatz von uns und jede/n in ihren/seinen Zielen und Fähigkeiten ermutigte und

bestärkte.

Sie wirkte oft im Hintergrund, begleitete Veranstaltungen als helfende Hand, die die

Übersicht behielt und die Fäden zusammenhielt. Sie war vielseitig vernetzt: hier im

Kasernenareal kannte sie die meisten Tätigen. Auch mit Politikern und Künstlern stand sie in

regem Kontakt. International unterhielt sie Kontakte zu starken Frauen und unterstützte die

weltweite Labyrinthbewegung.

Für Ursula war das Labyrinth eine Herzensangelegenheit. Sie schenkte dem Projekt viel

Engagement und Zeit, schrieb Rapporte, gestaltete Postkarten, kümmerte sich um das

Finanzielle – für einzelne wichtige Veranstaltung übernahm sie souverän die Leitung. Für sie

war es ein GEMEINSCHAFTSPROJEKT, wo jede ihre Fähigkeiten einbringen konnte und

willkommen war.


Gerne zitiere ich zwei Abschnitte aus einem Vortrag von Ursula Knecht vom 3. Nov. 2004

„Das Labyrinthplatzprojekt hat uns eine wunderbare Möglichkeit geschenkt, die Liebe zur

Welt auf diesem kleinen Stücklein Erde zu entdecken und zu leben. Selber Hand anzulegen, sichtbar zu werden, Verantwortung zu übernehmen, zu gestalten und zu deuten – aufmerksam beobachtend, liebevoll sorgend…


Wenn Frauen auf einem ehemaligen Militärgelände einen öffentlich zugänglichen Garten,

einen Begegnungsort und Kulturraum für alle erschaffen und am Leben erhalten, dann hat

sich die symbolische Ordnung an diesem Ort der Welt nachhaltig verändert“ (Zitat aus dem

Notizbuch der Kasselerschule Band 2, von Zeit zu Zeit, Seite 348)

Lasst uns weiter für das Gute wirken mit Liebe und Licht und weiterhin in ihrem Geiste

wirken.


BEITRAG VON FRÄNZI KNECHT ZUR GEDENKFEIER DER MUTTER

Ich hab eigentlich beabsichtigt, das Wort Beziehung in Erinnerung zu rufen.

Und damit auch die politische Dimension des Frauenlabyrinthes, die meiner

Mutter so wichtig war. Sie war eine Beziehungs-Aktivistin gegen die

Ohnmacht und hat eine wichtige Aufgabe im Labyrinth, mit Standort Kreis 4

in Zürich, gesehen.

Sie hat in alle Richtungen Beziehungen geknüpft und war als Labyrinthfrau

präsent in unzähligen Vereinen, Gruppen, etc. Sie hat anhand des

Labyrinthes und der Begegnungen dort philosophiert und für eine moderne

Care-Wirtschaft mitgeforscht. Diese Themen verarbeitete sie zu Texten in

einer genauen, sensiblen und verständlichen Sprache.

Am Schluss ergänzte ich, dass das Labyrinth eine weitere Tochter von Ursula

war und für uns somit wie eine Schwester.


Cornelias Brief an Ursula anlässlich der Erinnerungsfeier am 8. August 2021

Liebe Ursula, in einem etwas kleineren Rahmen sind wird heute zusammen; auch mit Deiner Familie, die eine hohe Priorität hatte und ich meine auch eine Deiner wichtigsten Ressourcen in Deinem Leben war. Gerne will ich heute 3 Dinge beleuchten, die ich zusammen mit Dir erlebt hatte und von denen ich meine, dass sie erwähnenswert seien. Es sind Dinge aus meiner persönlichen Perspektive, erheben also nicht den Anspruch der

Vollständigkeit.

Meine engere Zusammenarbeit mit Dir begann vor 10 Jahren, als ich pensioniert wurde und meine Erwerbsarbeit als Musiklehrerin an der Musikschule beendet hatte (am Rande hatte ich das L-Geschehen immer begleitet, von Anfang an) Nun hatte ich Zeit und Lust dazu, wollte auch mitgestalten und traf bei Dir auf 2 offene, ausgebreitete Arme. Am Anfang nahmst Du mich überall mit und ich lernte die Stadt Zürich, heisst, vor allem den Chreis Chaib ganz neu kennen. An den Sozialtätigen Treffs bekam ich einen ersten Eindruck von

der Fülle Deines Beziehungsnetzes, das Du auch rege gepflegt hattest. Ein Ausdruck davon war jeweils ein Biegeli Programme, die nie fehlen durften. Du kanntest nun jeden Menschen in den verschiedenen Projekten, suchtest das Gespräch und gingst auf Andere zu, stelltest sie mir vor. Das Eindrücklichste waren jedoch die vielen Smilis, die entstanden, wenn vom L-Garten die Rede war. Ein zweiter Punkt war unser gemeinsames Projekt des sog. Fremdgehens. Jedes Jahr wollten wir eine Reise machen zu einem der vielen L in der Schweiz, oft am L-Tag im Mai. Wir waren in Uster, im Seefeld, in Thalwil,

auf dem Rügel bei Lenzburg, auf Boldern, im Fricktal bei Agnes und auf dem ganz speziellen BergWasser-L von Heidi Gisler-Brun am Fusse der Staumauer oberhalb Göschenen. Das ist ein L, das jedes Jahr wieder erstellt werden musste, da es dem Schnee ausgesetzt war und von lawinenartigen Rutschen oft zerstört wurde. Ob es noch besteht? Dort hast Du mir vorgelebt, was Inklusion bedeuten kann. Du hast meine Not gesehen und mich auf wunderbare Weise abholen können. Das war eine besondere Fähigkeit von Dir. Meine Not bestand in der Tatsache, dass das BWL gar kein reines, richtiges L war. Dieses Gebilde war ein zusammengewürfeltes Etwas aus Kreis/Kreuz/Spirale und L; für mich natürlich unmöglich, da nicht korrekt.

Du warst immer sehr klar, wenns ums Labyrinthische ging und wenn es auch bloss die materielle Form war. Du warst äusserst aufgebracht, als 2 junge Gärtnerinnen anfingen, mehrere Verbindungen zwischen den Umgängen im L zu machen, um ihnen das Arbeiten zu erleichtern. Für mich ist dies eine Akzentfrage :

Gärtnerinnen wollen aus einem Garten immer einen noch schöneren Garten machen. Das Anliegen der damaligen L-Gruppe war ein anderes. In diesem Zusammenhang ist mir auch unser Labyrinth Kleben in der St.Jakobs Kirche in bester Erinnerung. Im Zusammenhang des Aktions Monat Mai durften wir den Raum mit einem L ausstatten. Es war eine sehr grosse Herausforderung, denn beim L-Erstellen hatte jede Person ihren eigenen Weg. Du musstest es auf Deine etwas umständliche Art durchziehen. Um Mitternacht hatten wir beide (mit dem längsten Atem) es dann geschafft. Das Resultat war diese Herausforderung wert, wie Ihr auf den Bildern sehen könnt. Mit diesen Akzenten will ich es belassen, eingedenk dessen, dass es noch viel anderes auch wert wäre, aus der Erinnerung hervorgeholt zu werden. Es gab auch Dinge, bei denen wir uneins waren. Im Laufe der 10 Jahre haben wir jedoch gelernt, auch damit umzugehen. Posthum danke ich Dir für all die Dinge, die wir gemeinsam gemacht und / oder eben nicht. Zu letzterem gehört der Wunsch, die Geschichten der verschiedensten PflanzenOrte auf dem Zürcher L aufzuschreiben, die in Beziehung stehen zu den verschiedensten Unterstützenden, meist Frauen.



Richterswil, 8. August 2021, im 30igsten Jubiläumsjahr

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